Der Studiengang Wirtschaftsmathematik ist an der Praxis orientiert und steht auf drei Säulen: der Mathematik, der Informatik und den Wirtschaftswissenschaften. Das Verhältnis der drei Fächer beim Studienumfang ist 2:1:1.
Im Vergleich zum Mathematikdiplom mit Nebenfach Wirtschaftswissenschaften wird noch die Informatik professionell studiert. Dieser Akzent des Studiums trägt der Tatsache Rechnung, daß ein großer Teil der mathematischen Arbeit in Unternehmen mit Datenverarbeitung zu tun hat. Das explizite Studium der Informatik befähigt zum Einsatz der Datenverarbeitung auf einem innovativen Niveau.
Die Ausbildung im Fach Wirtschaftswissenschaften soll die Studenten befähigen, betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Probleme in den Grundsätzen zu verstehen, so daß sie ihre Fachkenntnisse aus Mathematik und Informatik für die Lösung dieser Probleme erfolgreich einsetzen können. In der wirtschaftswissenschaftlichen Ausbildung ist während des Hauptstudiums eine Spezialisierung in Betriebsinformatik/Operations Research bzw. Betriebswirtschaftslehre bzw. Volkswirtschaftslehre vorgesehen. (Siehe auch den expliziten Studienplan am Ende dieses Studienführers.)
In seiner Informatikausbildung erwirbt der Student die für die Praxis so wichtige Fähigkeit, Theorieentwicklung und Umsetzung der Theorie auf dem Rechner miteinander zu verbinden. Das Angebot in Informatik umfaßt einerseits Vorlesungen über die grundlegenden Bereiche der Informatik: Rechnerstrukturen, Datenstrukturen, Algorithmen, Datenbanken und Compilerbau. Andererseits dienen Kurse in Programmiersprachen und Softwarepraktika (in ihnen werden praktische Anwendungsfälle programmiert) dazu, die erworbenen Kenntnisse umzusetzen.
Es sei noch auf die Möglichkeit hingewiesen, die Diplomarbeit unter Betreuung eines Dozenten der Informatik zu verfertigen. Die Themengebiete reichen dabei von numerischer und diskreter Optimierung über Datenbanken bis hin zu abstrakten mathematischen Modellen mit Anwendungen. Die Betonung liegt auf der algorithmischen Seite der Mathematik. Die Diplomarbeit kann bereits in engem Kontakt mit Wirtschaftsunternehmen erstellt werden und damit den weiteren beruflichen Weg einleiten (siehe auch beim Nebenfach Informatik).
Im Fach Mathematik steht dem Studenten der Wirtschaftsmathematik die ganze Palette der Ausbildung am Mathematischen Institut zur Verfügung. Für Wirtschaftsmathematiker besonders interessant sind etwa die Schwerpunkte in Numerik und Optimierung, in der angewandten Statistik mit besonderer Berücksichtigung effektiver und flexibler Computerverfahren und in der diskreten Mathematik mit Praxisorientierung.
Zum Verständnis der hochkomplexen Strukturen und Abläufe in den weltweit verzahnten Volkswirtschaften, den Finanzmärkten u.a. werden aber auch mehr und mehr tiefliegende, weit in die reine Mathematik reichende Modelle benötigt (öffentlich diskutiert wurden etwa Ansätze aus der Chaostheorie). Ein Hochschulabsolvent in Wirtschaftsmathematik mit seiner gründlichen Ausbildung in Mathematik wird für solche Probleme in Praxis und Theorie bestens gerüstet sein.
Das konkrete Studium der Wirtschaftsmathematik ist in den ersten vier Semestern im Fach Mathematik weitgehend das gleiche wie im klassischen Diplomstudium Mathematik. Bis zum Abschluß des Grundstudiums, dem Vordiplom, sind die beiden Studiengänge durchlässig konzipiert. Man kann daher, nach kleinen Angleichungen in den Vorexamensprüfungen, bis zu diesem Zeitpunkt problemlos von einem der beiden Studiengänge zum anderen wechseln. Die Vordiplomprüfungen im Fach Wirtschaftswissenschaften werden übrigens als vorlesungsbegleitende Prüfungen schon vorher im Verlauf des Grundstudiums abgelegt.
Nach dem Grundstudium ist der Mathematikanteil bei der Wirtschaftsmathematik gegenüber dem klassischen Diplom im Umfang (nicht in der Tiefe) etwas reduziert, um den beiden Nebenfächern genügend Zeit zu lassen.
Weil im Studium drei Fächer - Mathematik, Informatik und Wirtschaftswissenschaften - verzahnt sind, ist die Organisation des Studiums etwas anspruchsvoller als beim klassischen Diplom. Das erfordert von den Studenten mehr Eigenständigkeit, was aber ihrer Kompetenz zugute kommt.
Zum Schluß sei noch auf die Nützlichkeit und die Möglichkeit hingewiesen, während des Studiums ein Praktikum in einem Unternehmen zu machen. Wirtschaftsmathematiker finden dabei wegen ihres spezifischen Studiums die Türen meist geöffnet.