Studienführer Mathematik der Universität Bayreuth
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Diplomstudiengang Mathematik

Er ist der klassische und am besten bewährte Studiengang und bereitet auf eine Tätigkeit in Wirtschaft, Industrie und auch Forschung vor. Diplommathematiker sind sehr flexibel ausgebildet und für wechselnde Aufgaben gerüstet. Den individuellen Interessen der Studierenden kann durch die Wahl des Nebenfaches (s.u.) Rechnung getragen werden. Das Studium des Nebenfaches beträgt etwa 25% des gesamten Umfangs des Studiums.

Im ersten Abschnitt dieses Studienführers über ``Fragen zum Mathematikstudium in Bayreuth'' ist detailliert über die verschiedenen Aspekte von Studium und Beruf eines Mathematikers geschrieben worden. All dies gilt vor allem für den Diplomstudiengang Mathematik. Der Verlauf des Studiums ist z.B. im dortigen Abschnitt (3) beschrieben. Wir wollen uns deshalb hier nicht wiederholen und nur noch bemerken, daß wir allen Studenten, außer denjenigen, die Lehrer werden wollen, diesen klassischen Studiengang Diplommathematik in erster Linie empfehlen.

Wahl des Nebenfachs

Das Studium der Mathematik wird vom Studium eines Nebenfaches ``begleitet'' (so freundlich ist es in der Diplomprüfungsordnung formuliert). Explizit sind zur Zeit als Nebenfächer angegeben

Es können auch weitere Fächer als Nebenfach zugelassen werden, sofern darin ``Mathematik wesentlicher Bestandteil anerkannter wissenschaftlicher Methoden ist'' und ein Professor das Fach in Bayreuth vertritt (z.B. sind Philosophie oder Psychologie möglich).

Die Informatik spielt als Nebenfach eine Sonderrolle. Sie ist direkt im Mathematischen Institut angesiedelt. Daher kann sie besonders problemlos studiert werden und ist mit dem Mathematikstudium besonders gut abgestimmt. Und sie ist natürlich ein sehr modernes Fach. Auch bei Studenten anderer Fächer als der Mathematik ist sie als Nebenfach sehr beliebt. Zur Zeit gibt es am Mathematischen Institut zwei Professoren für Informatik. Darüberhinaus stehen wissenschaftliche Mitarbeiter zur Verfügung, die die praktische Ausbildung am Rechner übernehmen. Nicht zuletzt dank guter apparativer Ausstattung vom PC bis zum Zugang zu Großrechnern bieten sich den Studenten ausgezeichnete Studienmöglichkeiten. Hier zeigt sich, daß gerade kleinere Universitäten in bezug auf Betreuung, Arbeitsplatzangebot und Zugang zu Rechnern besonders attraktiv sein können.

Das Informatikstudium in Bayreuth hat u.a. folgende Themenbereiche zum Inhalt:

Zusätzlich werden Spezialvorlesungen mit aktuellen Themen angeboten.

Die enge Nachbarschaft der Informatik zu den verschiedensten wissenschaftlichen Gebieten erlaubt es, die im Nebenfachstudium Informatik erworbenen Kenntnisse direkt zur Unterstützung der Arbeit im jeweiligen Diplomstudiengang einzusetzen. Ein Diplomand der Mathematik etwa kann bei entsprechendem Rechnereinsatz wissenschaftliche Hypothesen testen oder die Durchführbarkeit mathematischer Lösungsverfahren analysieren. Solche Erfahrungen beim Umsetzen theoretischer Konzepte in die Praxis sind für den Start in das Berufsleben oft von entscheidender Bedeutung. Für Diplommathematiker und Wirtschaftsmathematiker sei noch auf die Möglichkeit hingewiesen, die Diplomarbeit unter Betreuung eines Dozenten der Informatik anzufertigen. Die Themengebiete reichen dabei von numerischer und diskreter Optimierung über Datenbanken bis hin zu abstrakten mathematischen Modellen mit Anwendungen. Die Betonung liegt auf der algorithmischen Seite der Mathematik. Die Diplomarbeit kann bereits in engem Kontakt mit Wirtschaftsunternehmen erstellt werden und damit den weiteren beruflichen Weg einleiten.

Beim Nebenfachstudium in Biologie bietet die Universität Bayreuth für Mathematiker viele Standortvorteile. Das Fach Biologie hat hier einen besonders ausgebauten Schwerpunkt in Ökologie, und die Ökologie arbeitet in hohem Maße mit mathematischen Modellen. Die Ökologie, und zwar speziell die Populationsbiologie, und die Mathematik haben auch ein interessantes Stück gemeinsamer Geschichte. Der italienische Biologe U. d. Ancona und der Mathematiker V. Volterra haben in den 20er Jahren den Fischbestand im Mittelmeer untersucht und stellten dabei die berühmten Räuber-Beute- Modelle auf (gewisse ``Differentialgleichungssysteme''), die das irritierende Auf-und-Ab der verschiedenen Populationen auf überzeugende Weise erklärten und die sowohl in der Biologie als auch in der Mathematik zukunftsweisend waren.

In Bayreuth haben etliche Absolventen des Mathematikstudiums eine Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiter bei den diversen ökologischen Instituten unserer Universität gefunden.

Ähnlich günstige Bedingungen finden die Studenten vor, wenn sie Geoökologie als Nebenfach wählen. Die Geoökologie, wo u.a. Themen wie die Dynamik in Deponien oder die komplexen Phänomene des Waldsterbens studiert werden, schickt z.B. ihre Studenten zu eigenen Kursen in Numerik in die Mathematik. Umgekehrt können natürlich Mathematiker mit Kenntnissen in der Numerik komplexer Systeme bei solchen Themen einen nützlichen Beitrag leisten.

Zwischen Chemie und Mathematik gibt es in Bayreuth ebenfalls Kontakte besonderer Art. Eine Arbeitsgruppe innerhalb des Mathematischen Instituts hat z.B. ein preisgekröntes Lehr-Software-Paket für die Chemie namens MOLGEN entwickelt (mathematische MOLekülmodelle werden mathematisch GENeriert). Das System wird ständig weiterentwickelt, und es bietet sich Studenten mit guten Chemiekenntnissen an, bei solchen Entwicklungen mitzuwirken.

Die Rolle der Mathematik in den Wirtschaftswissenschaften, aber auch die Bedeutung von wirtschaftswissenschaftlichen Kenntnissen für die kommende Berufspraxis eines Hochschulabsolventen sind ständig im Steigen begriffen. Ein Indiz für die erstere Behauptung ist die Tatsache, daß mehrere Nobelpreise für Wirtschaftswissenschaften für weitgehend mathematisch geprägte Untersuchungen verliehen wurden (Leontief, Debreu, Nash). Weitere Bemerkungen über Wirtschaftswissenschaften als Nebenfach beim Mathematikdiplom kann man auch im Abschnitt über den Studiengang Wirtschaftsmathematik nachlesen.

Schließlich - last but not least in seinem klassischen Sinn - wollen wir ein Wort für das Nebenfach Physik einlegen. Obwohl die Physik das klassische Nebenfach für die Mathematik ist, ist sie wegen ihres hohen Anspruchs etwas ins Hintertreffen geraten, ausgerechnet in einer Zeit, wo Mathematik und Physik auf einem sehr hohen Niveau wieder besonders eng verbunden sind. Wie seit den Zeiten der Etablierung der Quantentheorie nicht mehr, haben sich in unserer Zeit die Mathematik und die Physik wieder zusammengefunden zu einem gemeinsamen Weg bei der Erforschung dessen, ``was die Welt zusammenhält''. Bei vielen der tiefliegenden modernen Theorien der Mathematik und der Theoretischen Physik lassen sich die mathematischen und die physikalischen Aspekte kaum unterscheiden. All das zeigt: Die Physik ist ein sehr natürliches, zur Mathematik besonders gut passendes Nebenfach.


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Stefan Kebekus

8/28/1997