ERGEBNIS-PROTOKOLL einer Sitzung von DMV, DPG und GI am 27. 9. 1994 im ZIB a. Am 27.9.94 hat im Konrad-Zuse-Zentrum fuer Informationstechnik Berlin ein Treffen von Vertreten der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), der Deutschen Mathematiker Vereinigung (DMV) und der Gesellschaft fuer Informatik (GI) zur Koordinierung der Aktivitaeten der obengenannten Fachgesellschaften auf dem Gebiet der elektronischen Information und Kommunikation stattgefunden. Es nahmen daran teil von seiten der DMV: Prof. M. Groetschel (ZIB Berlin) Prof. U. Zimmermann (TU Braunschweig) von seiten der DPG: Dr. M. Bischoff (TH Darmstadt) Prof. E. Hilf (Uni Oldenburg) von seiten der GI: Prof. H.-J. Appelrath (Uni Oldenburg) Prof. H. Schweppe (FU Berlin) von seiten der DMV: Prof. M. Groetschel (ZIB Berlin) Prof. U. Zimmermann (TU Braunschweig) fuer das Protokoll: Dr. W. Sperber (ZIB Berlin) Die genannten Personen waren von ihren Fachgesellschaften autorisiert, Kooperationsmoeglichkeiten auf dem Gebiet der elektronischen Information und Kommunikation (IuK) zwischen den Fachgesellschaften auszuloten und konkrete Schritte zum weiteren Vorgehen zu beschliessen. b. Es wurde folgendes vereinbart: 1. Die drei Fachgesellschaften haben eigene Antraege beim BMFT zur Foerderung ihrer Aktivitaeten auf dem Gebiet IuK gestellt bzw. bereiten solche vor. Diese Form der individuellen Antraege der Fachgesellschaften wird beibehalten. Die Form der eigenen Antraege unterstreicht den fachspezifischen Charakter der geplanten IuK-Systeme. 2. Die Fachgesellschaften erarbeiten einen gemeinsamen Rahmenantrag, der die Einzelantraege der Fachgesellschaften ergaenzt. Ziel des Rahmenantrags ist es, - gemeinsame Schwerpunkte fuer die Entwicklung elektronischer Information und Kommunikation zu fixieren (Synchronisation der Anforderungsdefinitionen an IuK-Systeme), - die Aktivitaeten der Fachgesellschaften und Fachbereiche bzgl. IuK zu koordinieren, - mit gemeinsamen konkreten Projekten den Aufbau der IuK-Struktur in den Wissenschaften in Deutschland zu beschleunigen, - das Anliegen "Aufbau einer modernen IuK Landschaft in den Wissenschaften in Deutschland" gemeinsam zu vertreten und dadurch mehr Gewicht und Nachdruck zu verleihen (sowohl gegenueber dem Bund, den Laendern, den bisherigen Informationsanbietern als auch innerhalb der Institutionen), - technische Probleme schnell und unkompliziert zu loesen bzw. deren Loesung voranzutreiben, - Schnittstellen fuer den Informationsaustausch zwischen verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen zu definieren, evtl. bestimmte Strukturen in den Systemen zu vereinheitlichen, - Keimzellen fuer eine neue IuK-Landschaft in den Wissenschaften und hier speziell in den Universitaeten (Universitaetsinformationssysteme) zu bilden. 3. Der Rahmenantrag soll folgende Akzente haben: Die Neustrukturierung der IuK-Landschaft ist in den Wissenschaften in einem dramatischen Umbruch. Die wissenschaftlichen Institutionen haben den Umbruch wesentlich getragen und mitbestimmt. Ausgehend von den ersten neuen Instrumenten zur elektronischen Information und Kommunikation auf dem Internet durch Physiker, Mathematiker und Informatiker an den Grossforschungszentren CERN und NCSA hat sich die Nutzung elektronischer IuK Dienste enorm rasch auch in andere Gebiete, etwa in Wirtschaft und Verwaltung, ausgebreitet. Die DPG, die GI und die DMV wollen aktiv an diesem Prozess der Entwicklung teilhaben und einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Infrastruktur ihrer Fachdisziplinen und der Universitaeten liefern. Nur so laesst sich die Wettbewerbsfaehigkeit der Wissenschaft auch fuer die Zukunft sicherstellen. Zeitgemaesse Informations- und Kommunikationsstrukturen in den Wissenschaften muessen einen einfachen und problemlosen Infor- mationszugriff auf verschiedenen Ebenen und aus verschiedenen Sichten gewaehrleisten (z.B. Suche nach allen Dokumenten zu speziellen fachspezifischen Informationen (horizontale Schicht) oder Suche nach Informationen in einer Einrichtung (vertikale Struktur)). Der Nutzer sollte seine Retrievalanforderungen variabel formulieren koennen. Im Internet sind und werden derzeit an vielen Stellen Tools entwickelt, die die gegenwaertigen Anforderungen an Informations- bereitstellung und -gewinnung in unterschiedlicher Weise erfuellen. Andererseits erfaehrt auch das Anforderungsprofil an IuK-Systeme eine stetige Erweiterung, das seinerseits wiederum zur Entwicklung neuer Informationssysteme fuehrt. Neue IuK Systeme muessen insbesondere gewaehrleisten, dass Informationen ueber die Disziplinen hinweg und weltweit einheitlich verfuegbar ist. Die drei Fachgesellschaften sehen in ihrem gemeinsamen Potential viele Ressourcen fuer eine sinnvolle Kooperation, Arbeitsteilung und Zuarbeit, die Doppelarbeit vermeiden hilft und die Entwicklung aller Systeme befruchten wird. Nur durch eine enge und staendige Wechselbeziehung von Entwicklern und Nutzern von Informations- und Kommunikationssystemen ist der Aufbau einer vernuenftigen elektronischen Infrastruktur in den Wissenschaften moeglich. Eine breite Nutzung der elektronischen Medien setzt auch die Weiterentwicklung dieser voraus. Ein sinnvolles Foerderprogramm zur Nutzung des Rohstoffs Information darf sich nicht damit zufrieden geben, den Stand der Technik anzuwenden. Vielmehr gibt es in diesem Rahmen Forschungs- und Entwicklungsbedarf, hinsichtlich dessen die Informatik eine besondere Verantwortung wahrzunehmen hat. Die Fachgesellschaften versprechen sich durch die Zusammenarbeit und die damit verbundene Anwendungsorientierung nachhaltige Synergieeffekte. Nicht zuletzt koennen neue Informationssysteme in den Wissenschaften auch die Effizienz anderer gesellschaftlicher Bereiche z.B. der Wirtschaft oder der Verwaltung steigern. Die Kooperation der Fachgesellschaften soll auf den folgenden drei Ebenen (Basisstrukturen) erfolgen: - lokale Strukturen (Kooperation vor Ort in den Hochschulen und Universitaeten, gemeinsame Klaerung technischer und evtl. struktureller Fragen von IuK-Systemen durch die Informationsbeauftragten der verschiedenen Faecher und zwar fachbereichsuebergreifend) - nationale Strukturen (gemeinsame Aktivitaeten der Fachgesellschaften auf dem Feld IuK, Kooperation mit FIZen, Verlagen, etc. ueberregionale Komponenten der IuK, z.B. Informationssysteme nationaler Fachgesellschaften, Fachgruppen, etc., Verabredung von Schnittstellen) - internationale Strukturen (Abstimmung der disziplinaeren Informations- Strukturen, Mitwirkung bei der Loesung technischer Probleme und Standardisierungsfragen, uebernationale Komponenten der IuK, z.B. Informationssysteme internationaler Fachgesellschaften). 4. Der Rahmenantrag wird bis zum 31.10.94 erstellt. Verantwortlich dafuer sind: Prof. Endres (GI), Prof. Groetschel (DMV) und Prof. Hilf (DPG). Bis zum 7.10. ist von den genannten Personen ein erster Entwurf zu erstellen. Dabei sind Prof. Hilf fuer die Konzeption der lokalen Kooperation, Prof. Endres fuer die nationale Kooperation und Prof. Groetschel fuer die internationale Kooperation zustaendig. 5. Die Einzelantraege der Fachgesellschaften an den BMFT werden zur Abstimmung mit den uebergeordneten Zielen des Rahmenantrags ueberarbeitet, insbesondere sollen die Antraege auf Synergieeffekte bei den Einzelvorhaben ueberprueft und entprechend modifiziert werden. Durch Querbezuege zwischen Teilprojekten in den Einzelantraegen soll der interdisziplinaere Erfahrungsaustausch befoerdert werden. Das Anforderungsprofil der beteiligten Faecher an bestimmte gemeinsam zu nutzende Werkzeuge muss schon in der Planungsphase gemeinsam erarbeitet werden. Auch die Entwicklung selbst sollte durch Vertreter der jeweils anderen Faecher begleitet werden. Verantwortlich dafuer sind Prof. Hilf, Prof. Endres und Prof. Groetschel. Ein Termin hierfuer ist noch festzulegen. 6. Fuer entsprechende Kooperationsprojekte (z. B. gemeinsame nationale Workshops, internationale Aktivitaeten, spezielle lokale fachuebergreifende Entwicklungsprojekte) wird gemeinsam von allen drei Gesellschaften ein Antrag auf Foerdergelder gestellt. 7. Die drei Fachgesellschaften planen die Einrichtung eines gemeinsamen Koordinierungsausschusses fuer IuK. Zusammensetzung, Arbeitsweise, Ziele und Vollmachten sind von Prof. Hilf, Prof. Endres und Prof. Groetschel bis zum 31.12.94 zu klaeren. 8. Fuer einen verbesserten Informationsfluss zwischen den Fachgsellschaften insbesondere vor Ort wird ein gemeinsamer Mailverteiler am ZIB bis zum 31.10.94 aufgebaut. Jede Fachgesellschaft ernennt einen Moderator, der fuer das Beschicken der zentralen Mailing-Liste verantwortlich ist. Die technischen Modalitaeten werden durch das ZIB geklaert. 9. Die Fachgesellschaften planen jaehrlich einen gemeinsamen Workshop zu Fragen von IuK. Der erste Workshop dieser Art soll in der Woche vom 6.- 10.3.95 stattfinden. Die Organisation wird vom ZIB Berlin uebernommen. Es wird bis zum 31.12.94 eine gemeinsame Programmkommission der drei Fachgesellschaften gebildet, die fuer die inhaltliche Vorbereitung des Workshops verantwortlich zeichnet. 10. Es wird ein gemeinsamer Arbeitskreis der Fachgesellschaften gebildet, der die Diskussion und die Kooperation der Fachgesellschaften mit anderen Informationsanbietern wie FIZen, Verlagen, etc. zum Inhalt hat. 11. Die Fachgesellschaften sehen ihre Kooperation als offen fuer weitere wissenschaftliche Fachgesellschaften in Deutschland an. Insbesondere die Gesellschaft der Chemie (GdCH) wird unverzueglich ueber die Ergebenisse des Treffens unterrichtet. Dr. Bischoff unterbreitet auf dem Treffen der GdCH am 5.10.94 die Plaene fuer eine Kooperation, falls er dazu Gelegenheit erhaelt. 12. Die drei Fachgesellschaften sehen ihre Initiative als einen wesentlichen Schritt zur Sicherung des Wissenschaftsstandortes Deutschland an. Ein verteiltes IuK-System fuer die Wissenschaften ist innovativ und kann zum entscheidenden Baustein einer neuen IuK- Landschaft in den Wissenschaften werden. Die Kooperation zwischen den Fachgesellschaften soll einen Beitrag leisten - zur Beschleunigung des Informationsflusses in den Wissenschaften, - zu einer besseren Strukturierung des Informationsangebotes und der Vereinfachung des Zugriffs auf Informationen in den Wissenschaften - zu einer deutlichen Kostenreduktion fuer IuK-Ausgaben. 13. Die Fachgesellschaften betonen ihre Bereitschaft zur Unterstuetzung beim Aufbau moderner IuK-Strukturen auch in anderen Bereichen unserer Gesellschaft. Namentlich wird an IuK-Systeme in Schulen und an oeffentlichen Institutionen (z.B. im BMFT) gedacht.